Übermäßige Fettablagerungen vor allem am Bauch erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gehen mit einer erhöhten Anfälligkeit für Diabetes mellitus Typ 2 einher. Ebenso tritt häufig Bluthochdruck mit all seinen negativen Folgen auf.
Überschüssiges Fettgewebe ist, wie man seit einigen Jahren weiß, hormonell besonders aktiv und schüttet eine ganze Reihe von Botenstoffen aus. Der „Schwimmreifen“ oder die „Wampe“ stellen also längst nicht nur ein ästhetisches Problem dar, mit ihnen ist ein handfestes gesundheitliches Risiko verbunden.
Nicht jeder Mensch wird aber bei erhöhtem Nahrungsangebot auch wirklich übergewichtig. Was sind also relevante Faktoren?
Energiehungriges Gehirn
Das Gehirn beansprucht unter Normalbedingungen bis zu zwei Drittel der im Blut verfügbaren Glucose für sich, es ist somit der größte einzelne Energieverbraucher im menschlichen Körper. In ausgeprägten Stresssituationen kann dieser Anteil sogar bis auf 90% ansteigen.
Der Grund für diesen Vorrang des Gehirns vor anderen Organen ist auch nachvollziehbar: Bei Energiemangel des Gehirns kommt es rasch zu Bewusstseinstrübung, Ohnmacht und Koma.
Komplexer Regelmechanismus
Wie wird nun aber die Zuteilung der vorhanden Energie geregelt? Obwohl das Gehirn für sein Funktionieren große Mengen an Glucose benötigt, verfügt es über keine nennenswerten Speicher für diesen Energieträger.
Die Versorgung wird nach dem sogenannten pull-Prinzip geregelt: Das Gehirn deckt seinen Bedarf aus dem Blut, der Hypothalamus sorgt gleichzeitig dafür, dass die Energieströme im Körper zugunsten des Gehirns verändert werden und dieses ausreichend Glucose vorfindet. Dazu wird die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse gedrosselt. Muskel- und Fettgewebe können ohne Insulin keine Glucose aus dem Blut aufnehmen. Zusätzlich wird die Leber angewiesen, Glucose aus ihren Glykogendepots freizusetzen. Das Gehirn holt sich also aktiv(„pull“), was es braucht. Im gesamten Gehirn befinden sich Sensoren, die die Versorgung mit Energie laufend überwachen.
Gehirn erzwingt zusätzliche Nahrungsaufnahme
Ist dieser pull-Mechanismus gestört, wird bei Energiebedarf des Gehirns weiterhin unvermindert Insulin produziert. Das bewirkt unter anderem, dass verstärkt Energie als Fett eingelagert wird. Das Gehirn registriert jedoch einen Abfall des Glucosespiegels im Blut. Es gibt daraufhin den Befehl zur sofortigen Nahrungsaufnahme. Aufgrund der gestörten Zuteilung erreichen aber auch diese zusätzlich aufgenommenen Kalorien nur teilweise das Gehirn. Durch die ungedrosselte Insulinproduktion landet ein Gutteil der Energie in den Fettdepots. Insgesamt wird zu viel Nahrung aufgenommen, der Blutzuckerspiegel ist ständig hoch, das Risiko für Typ 2 Diabetes steigt.
Stresshormon Cortisol stört Regelmechanismus
Gründe für eine Störung des Regelmechanismus können neben erblich bedingten Faktoren nach heutiger Erkenntnis auch in starker psychischer Belastung und in posttraumatischen Belastungsstörungen und in Depressionen liegen.
Längere Phasen mit starkem Stress wurden jüngst als mögliche Auslöser einer derartigen Störung identifiziert. Der Wirkmechanismus verläuft dabei über das Stresshormon Cortisol. Eine übermäßige Ausschüttung dieses Hormons über einen längeren Zeitraum kann offenbar den Zuteilungsmechanismus für die Energieversorgung des Gehirns massiv stören. In der Folge entwickelt der Betroffene häufig Heißhunger und erhöht die Kalorienzufuhr. Das Risiko verstärkter Fettablagerungen und einer Insulinresistenz steigt in Phasen mit anhaltendem starkem Stress. Der andauernd hohe Cortisolspiegel stört den normalen Regelmechanismus, der bei Bedarf dem Gehirn ausreichend Energie zur Verfügung stellt ohne die Gesamtkalorienaufnahme übermäßig zu steigern.
Fazit
Fortgesetzter starker Stress hat also neben den unmittelbaren negativen Auswirkungen auch Folgen für das Körpergewicht und erhöht die Anfälligkeit für Diabetes mellitus Typ 2. Umso wichtiger ist ein gezielter Umgang mit Phasen von erhöhter Belastung und Stress. Jeder Belastung müssen ausreichende Regeneration und Phasen der Erholung gegenüber stehen, um auf Dauer Balance und Gesundheit erhalten zu können.
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